Die Ausbildung zum Wirtschaftsmediator/zur Wirtschaftsmediatorin
Einführung
Konflikte entstehen, ebenso wie in allen anderen menschlichen Beziehungen, auch in Beziehungen des wirtschaftlichen Lebens. Da diese Konflikte häufig mit Existenzfragen, der Fürsorgepflicht für Beschäftigte und meist auch mit viel Geld zusammenhängen, entstehen daraus oft langjährige und für alle Beteiligten zermürbende, gerichtliche Auseinandersetzungen. Diese sind teuer und bergen große Risiken für alle Beteiligten und deren Familien. Die Wirtschaftsmediation verspricht hier eine praktikablere und risikoärmere Möglichkeit, ohne gerichtliches Verfahren zu einer für Alle genügend guten Einigung zu gelangen.
Da die Wirtschaftsmediation deshalb das Modell der Zukunft ist und sich als solches bereits heute gut etabliert hat, werden wohl immer mehr gut ausgebildete Mediatoren benötigt werden.
Die rechtliche Situation der Mediation
International haben Modelle zur außergerichtlichen Konfliktlösung – auch im Wirtschaftsbereich – in den letzten Jahren sehr an Bedeutung gewonnen. In der Europäischen Union wurde jetzt auch ein einheitlicher rechtlicher Rahmen zur Abgrenzung der Mediation im Gegensatz zum gerichtlichen Verfahren gesteckt. Diese wurde in Form einer Mediationsrichtlinie erarbeitet.
In Deutschland gab es bislang noch kein Mediationsgesetz, jedoch wurde am 12. Januar 2011 ein solches im Deutschen Bundestag beschlossen – das „Gesetz zur Förderung der Mediation und anderer Verfahren der außergerichtlichen Einigung“.
In Amerika und anderen Ländern ist die Mediation seit vielen Jahren bereits eine gebräuchliche Methode der Konfliktlösung. Dort hat dies nicht nur mit der Entlastung der Gerichte zu tun, sondern ist Ausdruck der selbstverantwortlichen Regelung von Problemen. In Deutschland baute man – gerade auch in der Wirtschaft – viel zu häufig auf die Auslagerung der Probleme hin auf externe Delegierte, wie Rechtsanwälte und Richter. Diese sollten den Konflikt für, statt mit den sich streitenden Menschen regeln. So kam es unter anderem zu sogenannten Bagatellverfahren, wenn diese nicht bereits im Vorfeld vom Gericht abgewiesen wurden. Andere Verfahren wurden zu jahrelangen, quälenden Marathons, weil einerseits die Rechtsanwälte umso mehr verdienten, je länger ein solcher Prozess dauerte – und andererseits die Gerichte durch eine Vielzahl an Prozessen dieser Art überlaufen waren.
Auch insofern ist die neue Möglichkeit der Mediation – und der häufigen Nutzung durch Konfliktparteien – sehr zu begrüßen.
Es gibt bereits auch einen sogenannten „Ethik-Katolog“ für Mediatoren, der durch den Bundesverband Mediation erarbeitet wurde. Daran müssen sich nun auch Ausbildungsgänge messen lassen und Mediatoren können diesbezüglich geprüft werden.
Wer kommt für solch eine Ausbildung in Frage?
Die Ausbildungsinstutitionen richten ihr Angebot auf Menschen aus, die bereits in Wirtschaftsunternehmen, Organisationen und Instutitionen tätig sind – in vorwiegend leitenden Funktionen, wie Unternehmer und Geschäftsführer, Personalverantwortliche oder Vorarbeiter, Amtsleiter oder Vereinsleiter und dergleichen mehr.
Jedoch auch Juristen, Wirtschaftsberater, Personaltrainer und sonstige in der Beratung tätige Menschen können von dieser Ausbildung sehr profitieren. Auf einen Mindestabschluss, eine bestimmte Vor- oder Ausbildung wird grundsätzlich verzichtet, da die Ausbildung auf diesem Weg für Menschen aller möglichen Berufszweige zu nutzen ist.
Welche beruflichen Erfahrungen bringen die Referenten mit?
Die ReferentInnen kommen vorwiegend aus den Bereichen Psychologie, Politikwissenschaft, Soziologie, Pädagogik und Sozialpädagogik, Jura, Coaching und sind zudem fast alle selber MediatorInnen. Die Gruppengröße liegt zumeist unter 20 Teilnehmern, je weniger, desto intensiver kann gearbeitet werden. Eine intensive Begleitung der Auszubildenden durch die Referenten, bis hin auch zu Supervisions-Angeboten, ist in den Ausbildungen vorgesehen.
Die Modalitäten der Ausbildung
Die Ausbildung selbst ist – auch bei zertifizierten Abschlüssen – recht unterschiedlich, auf die Unterrichtseinheiten oder Stundenzahlen bezogen. Die Grundausbildung beträgt so in einer Institution 140 Std., in einer anderen Akademie beträgt die Anzahl der Unterrichtseinheiten 200 innerhalb von 30 Tagen. Auch die Preise der Ausbildung variieren, beginnend von ca. 1400.- € bis 2600.-€. Die Ausbildung endet (im Rahmen einer zertifizierten Ausbildung) mit einer Prüfung.
Der Ausbildungsinhalt sollte neben theoretischem Wissen natürlich auch in die Praxis einführen und alle wichtigen Fragen klären, die auf einen Mediator zukommen können. Der Mediator bekommt während der Ausbildung alle notwendigen „Werkzeuge“ (englisch: skills) an die Hand, um menschlich und wirtschaftlich seriös und souverän mit den Konfliktpartnern umzugehen – sowie, um mit diesen zu guten Vereinbarungen zu gelangen.
Aktuelle Ausbildungsgänge
Folgende Ausbildungsgänge stellen wir bislang hier im Portal vor:
- Wirtschaftsmediator (IHK)
- Wirtschaftsmediator/Wirtschaftsmediatorin (Universität Ulm)
- Wirtschaftsmediation (Uni Dresden)
Sollten Sie Ausbildungsgänge im Bereich Wirtschaftsmediation anbieten und eine Vorstellung bei uns wünschen, kontaktieren Sie uns bitte.